Von der frühen Heizung zum modernen Wellnessofen

Bis vor wenigen Jahren zählte man Kamine und Kachelöfen zu den eher veralteten Heizmöglichkeiten, erst durch die zunehmende Verbreitung von Kaminöfen in den letzten Jahren wird das Heizen mit Holz wieder modern. Dennoch stellen Kaminöfen und ihre Vorläufer längst keine so alte Entwicklung dar, wie man annehmen könnte:
In den gemäßigten Zonen der Welt mit ihrem jahreszeitlich bestimmten Klima und kalten Wintern spielte das Vorhandensein einer Heizmöglichkeit für die Existenz des Menschen schon immer eine wesentliche Rolle. Primitive Heizmöglichkeiten früher Menschen bestanden aus einfachen Lagerfeuern im Freien, deren Hauptaufgaben jedoch im Schutz vor wilden Tieren und der Bereitstellung einer Kochmöglichkeit bestanden. Wärme setzten diese Lagerfeuer nur in ihre unmittelbare Umgebung frei. Feuerstellen in Höhlen, Zelten oder Hütten boten zwar eine leicht verbesserte Heizmöglichkeit, da die aufgeheizte Luft nicht ganz so schnell entweichen konnte, doch im Gegenzug war auch keine gute Ableitung des Rauchs gegeben, der geheizte Bereich verrußte stark und die Luft war schlecht.
Nur wenige frühe Hochkulturen breiteten sich in klimatisch gemäßigte Regionen mit kalten Wintern aus. Unter ihnen sticht das Römische Reich hervor, das sich ungefähr ab Christi Geburt in West- und Mitteleuropa weit nach Norden ausbreitete. Tatsächlich verfügten sie über sehr fortschrittliche Heizanlagen in Form von Fußbodenheizungen, die eine angenehme Raumtemperatur selbst im Winter sicherstellen konnte. Selbstverständlich war dies jedoch ein Luxus, von dem nur ein verschwindend geringer Anteil der Bevölkerung profitieren konnte.
Bis weit ins Mittelalter hinein herrschten in Mitteleuropa jedoch Heizmöglichkeiten vor, die aus heutiger Sicht nur als primitiv zu bezeichnen sind. Feuerstellen, die gleichzeitig als Kochstellen dienten, konnten einen Luftaustausch nur über Aussparungen im Dach oder den Wänden vornehmen. Die eindringende Zugluft machte den Heizeffekt zu einem Großteil wieder zunichte, gleichzeitig blieben die geheizten Räume jedoch stark verraucht. Zudem war die Brandgefahr durch diese Art von Feuerstellen extrem hoch.
Erst ab dem frühen Hochmittelalter ist in Mitteleuropa erstmals eine wesentliche Weiterentwicklung nachweisbar: der Kamin. Einer der frühesten Nachweise stellt der Bauplan für das Kloster von St. Gallen dar, der aus dem 9. Jahrhundert stammt. Die Feuerstelle wurde in eine gemauerte Wandnische verlegt, der Rauch in einem Kaminmantel oberhalb der Feuerstelle eingefangen und über einen Schornstein nach oben abgeleitet und ins Freie geführt. Die heizende Wirkung dieser Kamine beruht vor allem auf der direkten Wärmestrahlung des offenen Feuers. Diese neuartige Konstruktion stellte eine wesentliche Verbesserung der Heizmöglichkeiten dar, zudem sank die Brandgefahr und die Ableitung der Rauchgase funktionierte erheblich besser als zuvor. Dennoch wurde nach wie vor ein Großteil der Wärme mit dem Rauch über den Schornstein nach draußen geführt.
Nach der heutigen Befundlage muss man davon ausgehen, dass in dieser frühen Zeit sich Kamine nur sehr langsam verbreiteten. Erst ab dem 12. Jahrhundert sind sie in Klöstern, Pfalzen und reichen Burgen häufiger anzutreffen, wo sie zunehmend zu repräsentativen Zwecken aufwändig dekoriert wurden. Die Verbreitung in bürgerlichen oder gar bäuerlichen Häusern setzte erst erheblich später ein.
Im 15. Jahrhundert erhöhte man den Schutz vor Brandgefahr durch die Verwendung von häufig prächtig verzierten gusseisernen Platten zur Begrenzung der Feuerstelle. Gleichzeitig damit verbunden war eine Verbesserung der Wärmewirkung, da die gusseisernen Platten Wärme speicherten und abstrahlten.
Bereits im Jahrhundert zuvor lassen sich die ersten Kachelöfen im Alpenraum nachweisen, die schnell weite Verbreitung fanden. Durch ihre Entwicklung gelang eine wesentliche Verbesserung des Heizprinzips. Der Rauch wurde durch ein geschlossenes Röhrensystem geleitet und gelangte so nicht in die Raumluft, ebenso gelangte keine Zugluft mehr in den Raum. Die Heizwirkung wurde erzielt durch die Erhitzung von Kacheln, welche die Außenseite des Ofens bildeten und ihre Wärme auch nach dem Ende der Befeuerung noch über längere Zeit abstrahlten. Die Heizung gewann dadurch erheblich an Effizienz, denn es war nun nicht mehr nötig, die Feuerstelle ständig zu heizen, und die Wärmeverluste verringerten sich erheblich. Im Rahmen ihrer Weiterentwicklung erlaubten die Kachelöfen auch bald die Verteilung der Wärme über Rohrsysteme in verschiedene Räume des Hauses. Daneben wurde auch die Brandgefahr weiter gesenkt. Ebenso wie die Kamine zuvor, nutzte man Kachelöfen auch bald zu dekorativen Zwecken. Die Kacheln boten durch ihre weitgehende Form- und Bemalbarkeit dazu optimale Möglichkeiten.
Im Laufe der Zeit setzten sich Kamine und Kachelöfen zunehmend in immer weiteren Teilen der Bevölkerung durch. Selbst in Bauernhäusern wurden sie im Laufe der Zeit zur Selbstverständlichkeit. Mit der Entwicklung moderner Heizmöglichkeiten im 20. Jahrhundert, verloren sie allerdings stark an Bedeutung. Zunehmend wurden sie nur noch dort eingesetzt, wo man sich (noch) nicht auf eine moderne Zentralheizung mit Heizkörpern umgestellt hatte, sie galten als schmutzig, arbeitsaufwändig (insbesondere durch die schwere Arbeit des Holzhackens), gefährlich und ineffizient.

Die Gegenentwicklung setzte ein, als Mitte des 20. Jahrhunderts die ersten Kaminöfen mit geschlossenem Feuerraum entwickelt und im Laufe der folgenden Jahrzehnte stetig verbessert wurden. Dieses System erlaubt es, die Vorteile des Kachelofens, den sein großer Platzbedarf, hoher Preis und aufwendiger Einbau oft als Alternative ausschließen, mit denen des offenen Kamins zu verbinden, und die Nachteile beider Systeme zu umgehen. Es bestand auch die Möglichkeit, offene Kamine auf die geschlossene Form umzurüsten. Dienten Kaminöfen dort, wo alternativ auch moderne Heizsysteme zur Verfügung standen, zunächst häufig vornehmlich der Gemütlichkeit und der Lebensart, so sorgte die stetige Steigerung ihrer Wärmeeffizienz und die konsequente Weiterentwicklung ihrer Technik und der benutzerfreundlichen Anwendung für immer breitere Akzeptanz. Die Entwicklung der Preise für fossile Brennstoffe in den letzten Jahren sowie Umweltaspekte machen Kaminöfen zunehmend auch als ernstzunehmende Alternative für andere Heizsysteme attraktiv.
Neue Entwicklungen erweitern den Kaminofen um weitere Nutzungsmöglichkeiten, so gibt es inzwischen viele Modelle, die es ermöglichen, Brot in einer speziellen Backkammer zu backen. Künftige Entwicklungen dürften die Energieeffizienz weiter steigern und darüber hinaus auf eine weitere Steigerung des Wellnessnutzens abzielen. Auch im Design und der Steigerung der Ergonomie ist ein Ende der Entwicklung noch nicht abzusehen.

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